Abschied von Anita Heinze

Tief bewegt nahmen am 13. Juni 2014 viele Freunde und Angehörige Abschied von Anita Heinze, die kürzlich völlig überraschend im Alter von 76 Jahren in Dresden verstarb.

Viel zu früh hörte das Herz eines Menschens auf zu schlagen, der so sehr für die Musik und das Akkordeon gelebt hat.

Bleiben wird uns die Erinnerung an eine herzensgute, für das Akkordeon lebende Freundin; an eine hervorragende Dirigentin, die über viele Jahre mit Liebe zur Originalliteratur und ausgezeichnetem Können das Dresdner Akkordeonorchester e. V. künstlerisch leitete und zu hoher Anerkennung führte. Liebevoll wurde Anita Heinze auch „Landesmutter des DHV Sachsen“ genannt. Sie führte ihn 18 Jahre lang und stand ihm auch danach als Ehrenpräsidentin mit Rat, Tat und großem Engagement zur Seite.

Anita Heinze ist in einer musikalischen Familie aufgewachsen. Über das Klavier und den Gesang wurde frühzeitig ihre Liebe zur Musik geweckt. Erst im Selbststudium, später professionell, gelang ihr die Ausbildung zur Chor- und Orchesterleiterin und zur Musikpädagogin im Fach Klavier und Akkordeon. Neben ihrer Lehrtätigkeit war sie auch 5 Jahre Direktorin der Kreismusikschule Meißen.
1979 übernahm sie das Dresdner Akkordeonorchester e. V. und leitete es 33 Jahre bis zur Weitergabe ihres Taktstockes an Wladimir Artimowitsch im Jahr 2012. Als „Seele des Orchesters“ führte sie dieses Ensemble zu Konzerten im In- und Ausland und ebenso zu Höchstleistungen bei nationalen und internationalen Wettbewerben. Das Dresdner Akkordeonorchester e. V. erreichte immer wieder beste Einstufungen und konnte 2004 sogar einen Pokal vom „International World Music Festival“ aus Innsbruck mitbringen.

Zahlreiche Projekte trugen ihre Handschrift. Sie organisierte nicht vom Schreibtisch aus, sondern war immer mittendrin, gab ihr Herzblut und ihre Energie für ihre Arbeit, die ihr Leben war. Selbstlos wie sie war, ging es ihr nie darum, Anerkennung und Lob zu erlangen. Für ihr gesellschaftliches Engagement für die Akkordeonmusik wurde sie dennoch hoch geschätzt und häufig geehrt, u.a. mit der „Goldenen Dirigentennadel mit Auszeichnung“, mit der höchsten Auszeichnung des Deutschen Harmonikaverbandes, der „Rudolf- Würthner- Medaille“, dem „Joker im Ehrenamt“ vom Sächsischen Staatsministerium für Kultur, der „Ehrennadel mit Brillant“ und der „Ehrenmedaille in Gold mit Brillant“.

Aber wichtiger als alle Ehrungen war ihr der gute Kontakt zu den Menschen. Ihrer Familie war sie eine liebevolle, treu sorgende und interessierte Mutter und Oma. Für ihre zahlreichen Schülerinnen und Schüler war sie eine fachlich hervorragende Pädagogin, brachte sie mit sanftem Druck und menschlicher Güte voran. Anita Heinze war vielen eine einfühlsame, besonnene und wertvolle Freundin, die neben aufmunternden Worten auch immer einen guten Ratschlag wusste.

Mit Anita Heinze ist ein bewundernswerter Mensch von uns gegangen, der – beruflich und privat – Großes geleistet hat. Der Satz „Wir werden dich vermissen“ ist keine Hilflosigkeitsfloskel, die Schwere des Verlustes kaum in Worte zu fassen. Ihr Leben für die Musik, ihre Liebe zum Akkordeon und das gemeinsam Erreichte bleiben uns nicht nur in schöner Erinnerung, sondern es wird uns auch ein Bedürfnis und eine Verpflichtung sein, dieses Erbe in die nächste Generation zu tragen.

Veröffentlicht in: Harmonika International 4/2014
Autoren: Volker Gerlich und Anne Sachsenröder